Der Dreißigjährige Krieg und das Restitutionsedikt – aufgezeigt am Beispiel der Abtei Maulbronn – Vortragsabend von Martin Ehlers im Rahmen der Ausstellung des Enzkreises zum Thema STERBEN UND LEBEN – Der Dreißigjährige Krieg zwischen Oberrhein, Schwarzwald und Kraichgau
Am Donnerstag, 6. Juli 2023 erlebten rund 40 Zuhörer einen spannenden Vortrag zu einem Zeitabschnitt, den man längst durchleuchtet meint, der aber bei genauerem Hinsehen eine Fülle von neuen Aspekten und Erkenntnissen bietet. Gemeint ist jene dreißigjährige Schreckenszeit, die mit dem Fenstersturz in Prag 1618 begann und die besonders auch Württemberg für bald 100 Jahre in seiner Entwicklung zurückwarf.
Kreisarchivar Konstantin Huber führte ins Thema ein und erklärte die derzeitige Ausstellung im Landratsamt des Enzkreises, die erstmals eine wissenschaftliche Aufarbeitung für unsere Region bietet. Mit den drei Komponenten Ausstellung, Website und Printpublikationen präsentiert das Kreisarchiv des Enzkreises diese Zeit auf sechs Themeninseln. Dabei steht das Schicksal des sogenannten „einfachen Volks“ im Mittelpunkt. Es wird aufgezeigt, was die großen Armeen und verschiedene Söldnertrupps in der Region um Pforzheim alles hinterließen. Wie im Juli 1622 in Ölbronn 123 Gebäude vernichtet und über 100 Einwohner getötet wurden. Kirchenbücher und Zeugenprotokolle erzählen von einer Zeit, in der die den Gräueltaten Entronnenen meist an Seuchen, Hunger oder auf der Flucht starben. Warum man eigentlich angefangen hatte, wusste am Ende keiner mehr. Und über den entvölkerten Dörfern und Landstrichen lag der Geruch von Verwesung und Verbranntem.
Martin Ehlers, Maulbronns Stadtarchivar, griff einen für unsere Gegend wichtigen Aspekt dieser bewegten Zeit auf. Es geht um das sogenannte Restitutionsedikt, das vom streng katholischen Kaiser Ferdinand II. 1629 erlassen wurde. Dieses sah eine Rückgabe der seit 1555 von protestantischen Fürsten eingezogenen geistlichen Besitzungen vor. Damit wurden unter anderem auch die Abteien Maulbronn und Herrenalb von Mönchen wiederbesiedelt. Mit Christoph Schaller zog 1630 ein katholischer Abt in Maulbronn ein. Das Kloster galt in diesen Zeiten als wertvolle Verteidigungsanlage und überstand weitgehend die kriegerischen Zeiten. 1649 musste der letzte Zisterziensermönch, der Organist Augustin Hammer, Maulbronn verlassen und das Kloster fiel zurück an das protestantische Württemberg. In Folge der Not waren aber der Klosterhof und der Schafhof bei Kriegsende, bis auf wenige Seelen, verwaist und die Wirtschaftsgebäude oftmals entkernt. Erst allmählich fand durch den Zuzug von Salzburger Exulanten, Schweizern, gestrandeten Soldaten und rückkehrenden Flüchtlingen wieder eine bescheidene Bewirtschaftung der Felder und Weinberge statt. Letztlich oblag es den vom württembergischen Herzog aufgenommenen Waldensern Ende des 17. Jahrhunderts die Fluren im Oberamt Maulbronn wieder zum Ertrag zu verhelfen und viele Neuerungen an die hiesige Bevölkerung weiterzugeben. Martin Ehlers ließ einige weitere Maulbronner Geschehnisse anklingen und führte den Bogen bis ins 18. Jahrhundert fort. Anschließend hatten die Zuhörer noch die Gelegenheit, Fragen zu stellen, wobei der im Dreißigjährigen Krieg ausgebaute, sogenannte “Landgraben“ immer wieder auch im Mittelpunkt des Interesses stand.
Mit kräftigem Applaus dankte das Publikum Martin Ehlers und Konstantin Huber für diese spannenden eineinhalb Stunden lebendigen Geschichtsunterrichts. Die beiden Vorsitzenden des Geschichts- und Heimatvereins taten das ebenfalls und wünschten allen Gekommenen einen guten Nachhauseweg.